Gemeinde Burg-Reuland
Ostbelgien

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Stoubach

Seit jeher gab es einen Flussübergang in „Stubisch“.  
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die eigentliche Ortsverbindung jedoch zerstört, so dass Ober –und Unterdorf getrennt wurde.  
1953 wurden die ersten Planungen zum Neubau der Ourbrücke in Angriff genommen.  Eine Notwendigkeit, da Landwirte des belgischen Teils insgesamt 19 Hektar Land in Deutschland bewirtschafteten, während die Kollegen des deutschen Teils in Belgien über 50 Hektar Ländereien verfügten.  1955 wurde die Steinbrücke unweit des Hotel-Restaurants „Zur alten Mühle“ fertiggestellt.  Über die Zuständigkeiten des Unterhalts entbrannte jedoch bald ein heißer Streit zwischen Belgien und Deutschland, der erst 1973 durch eine entsprechende Verwaltungsvereinbarung aus der Welt geschafft wurde.  

Der Zahn der Zeit nagte auch an der Ourbrücke, die vor allem durch Hochwasser in ihrer Bausubstanz arg in Mitleidenschaft gezogen wurde, so dass eine Sanierung unabdingbar erschien.

„Wir sind schnell bilateral zu konkreten Entscheidungen gekommen“, erinnert sich Ortsbürgermeisterin Leonie Simons.  1998 erfolgte eine erste Ortsbesichtigung.  Während Lützkampen für das 187.000 € teure Projekt sechzig Prozent der Gesamtkosten übernahm, beträgt der Anteil für die belgische Seite bzw. für die Gemeinde Burg-Reuland vierzig Prozent.  Im belgischen Stoubach leben heute +/- 17 Einwohner.

„Stubisch“ als schicksalhafter Spielball der Geschichte

Wie kommt es eigentlich, dass ein und dasselbe Dorf unter zwei unterschiedlichen Bezeichnung fungiert ?

Eine Frage, die so mancher Tourist den Einwohnern von Stoubach/Stupbach während seines Aufenthaltes im idyllischen Ourtal stellt.

Schuld hatten wie so oft waren Politiker am „Grünen Tisch“, die nach kriegerischen Auseinandersetzungen Europa mittels „Kartenspielen“ neu einteilten.  Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte Ostbelgien, also der Kanton Eupen-Malmedy-St.Vith, zu Preußen.  Das Deutsche Kaiserreich bekam für den Ersten Weltkrieg die alleinige Kriegsschuld aufgebürdet, so dass unser Gebiet gemäß dem Versailler Vertrag quasi als Reparation dem belgischen Königreich unterstellt wurde.

Die Grenze machte die Our, die sich unbeeindruckt von politischen Strukturen und Strategien durch das Gebiet schlängelte.  Nun lief die Our quer durch die Ortschaft „Stubisch“, teilte Ober- und Unterdorf.  Der Versailler Vertrag sah jedoch vor, dass die beiden Ortsteile zwei verschiedenen Ländern zugeordnet wurden, was als menschliche Tragödie zu bezeichnen ist.   So wurden Familien getrennt und Landwirte wegen ihrer „ausländischen“ Ländereien drangsaliert.  
Adolf Hitler erklärte nach seiner Machtübernahme den Versailler Vertrag für null und nichtig und annektierte kurzerhand „ehemalige Reichsgebiete“ – womit „Stubisch“ wieder vereint wurde.  
Die Freude währte jedoch nur kurz, denn der Zweite Weltkrieg brachte erneut Not und Elend, Tod und Grauen in die Grenzregion.
Nach dem Naziregime wurde „Stubisch“ wieder geteilt.  Die beiden verschiedenen Ortsnamen belegen deutlich den „deutschen“ und den belgisch-französischen“ Ursprung.  „Das Dorf wurde durch den Fluss jäh getrennt“, erinnert sich Landtagsabgeordneter Dr.Edmund Geisen.  
Die Bürger mussten in dieser Zeit einiges über sich ergehen lassen.  „Wir standen als Kinder mit unseren Fahrrädern vor der Brücke und durften nicht zum Spielen hinüber zu Freunden".
„Drakonische Grenzkontrollen machten uns das Leben zu Qual“.

In dieser Zeit intensivierte sich auch die Schmuggelei in der Grenzregion.  Persönliche Schicksale waren an der Tagesordnung : Lange Haftstrafen, ja sogar Tote wurden in und um „Stubisch“ beklagt.  „Wir waren jung und dynamisch und zeigten uns mit den neuen Verordnungen überhaupt nicht einverstanden“.  Es glich regelrecht einer Blockade, die viele daran hinderte, mit Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten aus dem anderen Ortsteil dorfgemeinschaftlich zusammenzuleben.  Der Schmuggel war vor diesem Hintergrund ein Ausdruck des Protestes, der zudem für den Lebensunterhalt notwendig war und daher auch von der Kirche als moralisch nicht verwerflich gutgeheißen wurde.

„Wir fanden immer wieder Mittel und Wege, unbemerkt über die Grenze zu gelangen.  Zueinander gefundene Pärchen belegen dies eindrucksvoll“, so Dr. Edmund Geisen.  Erst allmählich lockerten sich die Beziehungen, so dass durch das „Schengener Abkommen“ mit der dazugehörigen europäischen Freihandelszone die Grenze durch das Dorf endlich ganz aufgehoben wurde.








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